Was passiert, wenn dein 11-jähriger Sohn Jonas einen wildfremden Russen in dein Haus einlädt? Und was passiert, wenn der diese Einladung auch noch annimmt? Die junge Mutter Jennifer traut ihren Augen kaum, als der bärtige Russe plötzlich in ihrem Garten steht. So ein Kerl hatte ihr gerade noch gefehlt. Schließlich hat sie als alleinerziehende, berufstätige Mutter und Trainerin der örtlichen Fußball-Jugend mehr als genug zu tun. Aber Jennifer merkt schnell, dass sie es mit ihrer abweisenden, burschikosen Art nicht schafft, den Russen auf Distanz zu halten.
Genre: FAMILY & RELATIONSHIPS / Love & RomanceAuf geht’s! Mir macht hier keiner schlapp. Lukas! Zehn Liegestützen. Luis und Tobias! Eine Runde extra laufen!« Jennifer brüllte sich die Seele aus dem Leib. Dass ihre Stimme dabei manchmal etwas zu hoch wurde, nahm sie billigend in Kauf. Letztend- lich zählte nur, dass ihre Mannschaft das nächste Spiel gewinnen würde. Und wenn sie es schon nicht gewin- nen würden, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, dann sollte die Niederlage zumindest ehrenvoll ver- laufen. Niemand sollte ihr nachsagen, sie könne als Frau keine anständige Fußballmannschaft hervorbringen.
Als sie den sechsjährigen Lukas dabei beobachte- te, wie er mit seinen Liegestützen kämpfte, kamen ihr kurz Zweifel. Vielleicht sprang sie doch zu hart mit den Kindern um. Entschlossen nahm sie dennoch ihre Pfeife zwischen die Lippen und unterstützte Lukas ge- räuschvoll. Dessen schlaffer Körper hing während der Liegestützen schlapp im Gras, und Jennifer musste eher an einen Seehund beim Sonnenbaden denken als an ei- nen Fußballer beim Training. Nebenbei vergewisserte sie sich, ob Luis und Tobias ihre Strafrunde ohne Ab- kürzung absolvierten. Sie entdeckte die beiden Jungs am anderen Ende der Rasenfläche. Offensichtlich hatten die zwei aus ihrer Strafrunde ein Wettrennen gemacht. Sie rannten so schnell, dass Jennifer hinter ihnen die Überreste des Rasens durch die Gegend fliegen sah.
Die zierliche Lena begleitete die beiden freiwillig in ei- nigem Abstand. Sie sprang dabei vergnügt über den Ra- sen. Jennifer war dankbar, dass hier auf dem Platz keine Blumen wuchsen. Sie hatte keinen Zweifel, dass Lena gerne nebenbei Gänseblümchenkränze flechten würde. »Lena! Sofort hierher!« Geduldig wartete sie, bis das Per- sönchen hopsend näher kam. Ihre beiden langen Zöpfe wippten zum Takt der Sprünge. Langsam ging Jennifer in die Hocke und widmete sich der kleinen Prinzessin.